Unser Unternehmen feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen – und damit feiert mein Vater 10 Jahre Selbstständigkeit. Aber auch für mich ist dieser Meilenstein ein Grund zum feiern, denn auch für mich bedeutet er 10 Jahre Zugehörigkeit zu FRC Personalservice.
Wenn ich darüber nachdenke, wie mein Leben wohl in zehn Jahren aussehen wird, kommt mir diese Zeitspanne vor wie eine Ewigkeit. Und doch ist es genau diese, die ich nun beruflich Seite an Seite mit meinem Vater gehe. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um diese aufregende Zeit Revue passieren zu lassen.
Als mein Vater 2014 im Familienurlaub mit Backpapier an den Wänden seine Selbstständigkeit plante, fragte er mich, ob er mit oder ohne mich planen solle. Was für eine Frage? Ich war damals gerade 22 Jahre alt und wohnte während meines dualen Studiums teilweise im Studentenwohnheim in Mannheim und teilweise in meinem Kinderzimmer bei meinen Eltern. Die Vorstellung, mir mit meinem Vater nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch ein Büro zu teilen, erschien mir in dieser Phase meines Lebens ganz und gar nicht verlockend. Ich entschied mich gegen den Familienbetrieb und für einen individuellen Weg, der mir aber auch noch nicht ganz klar war. Denn als mein Ausbildungsbetrieb aufgekauft wurde, erhielt ich die Nachricht, dass ich nach dem Studium nicht übernommen werden konnte. Also beschloss ich, mein Glück bei meinem damaligen Freund in Bonn zu versuchen, zog mit Sack und Pack zu ihm und setzte alles daran, eine neue Anstellung zu finden. Glücklicherweise gelang mir das in den ersten drei Monaten nicht. Denn die Trennung von besagtem Freund führte dazu, dass ich mich wieder auf den Heimweg machte. Zurück in meine Heimat nach Pirmasens, zurück in mein altes Kinderzimmer bei meinen Eltern.
Und jetzt? Ich war immer noch überzeugt. Bei FRC Personalservice sehe ich mich auf Dauer nicht. Aber ich beschloss, meinen Vater beim Start in die Selbstständigkeit zu unterstützen, während ich mich weiter als Wirtschaftsingenieurin der Region bewerbe. Und so kam es dazu, dass wir zusammen im Januar 2015 ein Ein-Zimmer-Büro bezogen und gemeinsam am Aufbau des Unternehmens arbeiteten. Diverse Marketingaufgaben rund um Logo, Website und Flyer gehörten zu meinen ersten Projekten. Doch schon bald entdeckte ich einen Bereich, den ich nicht so schnell vergessen konnte. Die Tatsache, dass so viele junge Menschen nicht wissen, wie es nach der Schule weitergehen soll, motivierte mich, ein Coaching im Bereich der Berufsorientierung zu konzipieren. Und so machte ich mich an eine Art „zweite Bachelorarbeit“. Nach und nach entstand das BAS Einzelcoaching.
Aller Anfang war schwer. Die Zusammenarbeit mit meinem Vater gestaltete sich zunehmend herausfordernd. Doch es sollte noch bis Mitte 2016 dauern, bis das berufliche Eis zwischen uns endgültig gebrochen war. Um unsere Arbeit im Bereich Coaching mit fundierten Methoden und Hintergründen zu untermauern, absolvierten wir gemeinsam eine Weiterbildung zum NLP Practitioner und Master. Mehrere Wochenenden verbrachten wir zusammen in Düsseldorf, wo wir tagsüber unsere Ausbildung besuchten und uns beim Abendessen oder auf der Rückfahrt über die Inhalte und unsere Erfahrungen austauschten. Denn vor Ort achteten wir bewusst darauf, in getrennten Arbeitsgruppen zu üben, um offen sprechen zu können. Die Coachingausbildung hat uns nicht nur die Möglichkeit gegeben, uns fachlich weiterzubilden, sondern auch mehr über uns selbst, unsere Beziehung zueinander und unsere Einstellungen zu lernen.
Ich werde nie vergessen, wie mir mein Vater von einem AH-Moment in seiner Lerngruppe erzählte. Die Tatsache, dass er die Gruppenarbeit nutzte, um sich in meine Lage zu versetzen, hat mich sehr berührt. Denn in unserer Zusammenarbeit prallten anfangs Welten aufeinander, die wir beide nicht beschreiben konnten. In meinem Studium war das selbstständige und konzeptionelle Arbeiten nicht gerade an der Tagesordnung und ich hatte lange Zeit das Gefühl, die Erwartungen meines Vaters und Chefs nicht erfüllen zu können. Bis zu jenem Tag dieses Gesprächs. Ab da gelang es uns, offen über unsere Erwartungen und Gefühle zu sprechen. Rückblickend bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung. Denn durch die Coachingausbildung bin ich nicht nur an mir selbst gewachsen, sondern habe auch beschlossen, bei FRC Personalservice zu bleiben. Wer weiß, was die Zukunft gebracht hätte, wenn wir die Weiterbildung nicht besucht und an diesem Tag nicht ein solch intensives und offenes Gespräch geführt hätten.
Von diesem Moment an habe ich nie wieder darüber nachgedacht, mich anderweitig nach einer beruflichen Alternative umzuschauen. Von Tag zu Tag verliebte ich mich mehr in die Themen Personal- und Persönlichkeitsentwicklung, Ausbildung und Prüfungswesen und konnte die Leidenschaft meines Vaters immer besser nachvollziehen. Doch es dauerte noch eine Weile, bis ich für mich die Schwerpunkte identifizieren konnte, in denen ich das Gefühl hatte, allein und selbstständig glänzen zu können.
In der NLP-Master-Ausbildung hatte ich diesbezüglich einen weiteren Durchbruch. In einem Coaching mit einem Kollegen hatte dieser so tolle Erkenntnisse, dass er mir noch Monate später dafür dankbar war. Und da wusste ich: Das ist, was ich machen möchte. Ich will anderen Menschen dabei helfen, ihre individuellen Herausforderungen zu bewältigen und eigene Lösungswege zu entwickeln. Umso wertvoller war für mich die Möglichkeit, mich zum Kompetenzenbilanzcoach weiter zu entwickeln. Durch die Weiterbildungen habe ich nicht nur neues Wissen und neue Methoden erlernt, sondern jedes Mal auch viel für mein eigenes Leben. Ich kenne meine eigenen Werte, meine Stärken und Schwächen. Ich habe mich mit den Erfahrungen in meinem Leben auseinandergesetzt, die mich dahin gebracht haben, wo ich heute bin. Und ich habe gelernt, mich selbst und andere besser zu verstehen. Mit Menschen zu arbeiten, die sich beispielsweise beruflich neu orientieren wollen oder die unter Prüfungsangst leiden, ist für mich deshalb etwas ganz Besonderes. Denn jeder Prozess ist individuell und ich empfinde es als ein Geschenk, wenn die unterschiedlichsten Menschen Vertrauen zu mir aufbauen, ihre tiefsten Gedanken mit mir teilen und durch meine Fragestellungen neue Wege für sich erkennen.
Heute sind es nicht nur die Coachings, die mich erfüllen. Es macht mir Spaß, als Referentin durch Deutschland zu reisen, spannende Inhalte zu vermitteln und die Teilnehmer auch für „trockene“ Themen zu begeistern. Hier war ich vor einigen Jahren noch von der Fachkompetenz meines Vaters eingeschüchtert. Ich hielt es für nahezu unmöglich, in seine Fußstapfen zu treten. Doch mit der Zeit habe ich mir ein Aufgabengebiet aufgebaut, in dem ich mich sicher fühle. Besonders wohl fühle ich mich in den Bereichen Prüfungswesen der dualen Ausbildung oder bei Teamtrainings mit erlebnispädagogischen Elementen. Und nach nunmehr 10 Jahren bin ich mir sicher: Egal ob ich oder mein Vater das Unternehmen vertreten, wir stehen für die gleichen Werte und brennen mit der gleichen Qualität und Leidenschaft für das Thema Ausbildung.
Heute arbeite ich als Dozentin, NLP-Master- und Kompetenzenbilanzcoach, als Trainerin, Ausbilderin und Junior-Chefin, als Beraterin und Mentorin. Ich bin verheiratet, habe mit meinem Mann ein Traumhaus gebaut und darf das Leben genießen. Und ganz im Sinne des „Butterfly-Effekts“ weiß ich, dass ich all das der Tatsache zu verdanken habe, dass mein Vater mich damals gefragt hat: „Also, soll ich mit dir planen oder nicht?“.
Danke Papa, dass du mich dazu ermutigt hast, mit dir zusammen zu arbeiten. Danke, dass du es möglich gemacht hast, dass wir beide für uns selbst, aber vorallem miteinander wachsen und uns entwickeln können. Danke, dass wir so ein tolles Team sind und auch schwierige Themen vertrauensvoll und ehrlich diskutieren können. Danke, dass du mich förderst und mir Raum gibst, mich frei zu entfalten, meinen Interessen zu folgen und neue Ideen einzubringen. Danke, dass du mir zutraust, FRC Personalservice eines Tages erfolgreich zu übernehmen. Auch, wenn aus dem FRC dann wohl ein MRC wird. (M.Rivera)